von Viktoria Kastner
In Brasilien kommt es zu immer mehr Vorfällen, in denen Affen mit Gift und Steinen angegriffen werden. Der Grund dafür: die sogenannten Affenpocken. Seit Mai diesen Jahres kursiert dieser Begriff zunehmend in den weltweiten Nachrichten, doch noch immer besteht große Unsicherheit, was Affenpocken überhaupt sind, sowie Unwissen, dass es sich bei Affen nicht um die Träger des Virus handelt.
Allgemeines zu Affenpocken
Bei den Affenpocken handelt es sich um eine seltene Viruserkrankung, die durch das Orthopoxvirus simia, auch Monkeypox virus (MPXV) genannt, ausgelöst wird. Hierbei handelt es sich um einen mit klassischen humanen Pockenviren und den Kuhpocken verwandte Virusart. Die Übertragung erfolgt vor allem von Nagetieren auf den Menschen, bei engem Kontakt ist auch eine Mensch-zu-Mensch Übertragung möglich.
Die sogenannten Affenpocken wurden bereits im Jahr 1970 erstmals bei einem 9 Monate alten Jungen nachgewiesen. Seitdem kam es vor allem in Zentral- und Westafrika immer wieder zu Meldungen von humanen Fällen.
2003 kam es schließlich zum ersten Nachweis außerhalb Afrikas, wobei hier eine eindeutige Übertragung durch infizierte Präriehunde nachgewiesen werden konnte. Seit Mai 2022 gibt es in verschiedenen Ländern außerhalb des afrikanischen Kontinents Fälle, die erstmals nicht in einen Zusammenhang mit den endemischen Gebieten gebracht werden können.
Welche Symptome verursachen Affenpocken?
Nach einem Kontakt mit einer Person mit Affenpocken dauert es zwischen 2 und 21 Tagen, bis Symptome auftreten. Die durch die Affenpocken verursachten Symptome sind in der Regel recht milde und selbstlimitierend. Besonders bei Kindern und Personen mit einem geschwächten Immunsystem kann es jedoch auch zu schweren Verläufen kommen.
Die Krankheit beginnt meist mit grippeähnlichen Symptomen wie Fieber, Abgeschlagenheit und geschwollenen Lymphknoten und breitet sich dann als ein typischer schmerzhafter blasenbildender Hautausschlag am gesamten Körper aus. Ein Aufkratzen oder anderweitiges Eröffnen der Blasen kann zu einer Superinfektion sowie zu einer erhöhten Übertragbarkeit führen.
Was kann man dagegen tun?
Nachdem die Übertragung vor allem über engen Körperkontakt und Tröpfchen, aber auch über Stoffe und Objekte, wie Kleidung erfolgt, ist hier auf besondere Vorsicht zu achten.
Um das Ansteckungsrisiko zu reduzieren, wird empfohlen, besonders auf Festivals und in Clubs, den Hautkontakt und die Zahl der Sexpartner*innen zu minimieren. Kondome können das Infektionsrisiko zwar vermindern, schützen jedoch nicht vor einer Übertragung, wenn die Hautläsionen an anderen Stellen des Körpers berührt werden. Sollte man sich selbst krank fühlen, ist eine regelmäßige körperliche Untersuchung, einschließlich der Genitalien und des Anus auf Wunden oder Ausschläge sinnvoll. Zudem sollte der Kontakt zu anderen Menschen vermieden werden.
Ist man selbst oder ein*e Partner*in erkrankt, ist zudem auf eine ausreichende Händehygiene sowie eine Isolation für mindestens 21 Tage zu achten. Der Kontakt zu Haustieren sollte ebenfalls vermieden werden, da diese sich infizieren könnten. Auch nach Abheilen der Bläschen und Abfallen des Schorfes wird die Verwendung eines Kondoms für weitere 8 Wochen empfohlen.
Situation in Deutschland und weltweit (Stand 24.08.2022)
Bis dato sind in Deutschland 3350 Affenpockenfälle aus allen Bundesländern an das Robert-Koch-Institut übermittelt worden. Die Zahl ist seit Anfang August in Deutschland leicht rückläufig. Wie an der Abbildung zu erkennen ist, steigen die Fälle weltweit weiterhin an. Weltweit sind inzwischen 48054 Fälle gemeldet worden, mit insgesamt 114 Todesfällen, davon 9 in nicht-endemischen Ländern. Dies entspricht einer Letalität von 0,02% in nicht-endemischen Ländern und 3,5% in endemischen Ländern.
Ende Juli wurde aufgrund der steigenden Zahlen die Ausbruchslage von der Weltgesundheitsorganisation zur “Gesundheitlichen Notlage mit internationaler Tragweite” (Public Health Emergency of International Concern, PHEIC) erklärt.
Spanien hat derzeit mit 6300 Fällen insgesamt die meisten Fälle pro Einwohner (134/ 1 Mio. Einwohner). Die USA mit knapp 16000 gemeldeten Erkrankten die meisten Fälle pro Land.
Unter den endemischen Ländern ist die Dominikanische Republik mit insgesamt 2322 vermuteten und bestätigten Fällen und 93 gemeldeten Todesfällen mit großem Abstand am meisten durch Affenpocken betroffen.
Zum Abschluss ein kleiner Teaser: In unserem nächsten Newsletter werden wir auf das Thema Impfstoffe und das durch Affenpocken verursachte Stigma eingehen.
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/Affenpocken
https://www.rki.de/DE/Content/InfAZ/A/Affenpocken/Affenpocken-Flyer.pdf?__blob=publicationFile
https://www.monkeypoxmeter.com
Quellen:
1. https://www.rki.de/DE/Content/Infekt/EpidBull/Archiv/2022/Ausgaben/29_22.pdf?__blob=publicationFile