Das Doughnut-Ökonomie-Modell

Ein holistischer Ansatz für das 21. Jahrhundert

von Nicole Krzisczyk

Kate Raworth ist eine britische Wirtschaftswissenschaftlerin, die in Oxford und Cambridge lehrt, und die Erfinderin des Doughnut – Ökonomie – Modells. Dieses ist aus ihrer Unzufriedenheit der aktuell praktizierenden Ökonomie entstanden. In ihrem spannenden Buch „The doughnut economics. Seven ways to think like a 21st-century economist“ beschreibt sie anschaulich, wo die aktuell lehrenden ökonomischen Theorien ihren Ursprung haben und wie diese perspektivisch für das 21. Jahrhundert angepasst werden sollten [1]. Während ihrer Vorträge sowie mithilfe des Doughnut Economics Action Lab (DEAL) – Teams verbreitet sie auch ihre Ideen und Visionen, um praktische Initiativen zu ermöglichen und zu unterstützen [2]. 

Laut Kate Raworth besteht die größte Herausforderung des 21. Jahrhunderts darin, die Bedürfnisse von allen Personen zu befriedigen und gleichzeitig innerhalb der Möglichkeiten des Planeten Erde zu bleiben [3]. Dieser Herausforderung soll mithilfe des Doughnut Modells begegnet werden, welches als Kompass für dieses Jahrhundert fungieren kann und hauptsächlich aus zwei Dimensionen besteht – die soziale und die planetare Dimension. Die nachfolgende Abbildung visualisiert dieses Modell sowie den aktuellen globalen Status bzw. die Folgen des menschlichen Handelns [3].

Abbildung 1: Das Doughnut Ökonomie Modell [3]

Der innere Kreis des Doughnuts beinhaltet 12 soziale Faktoren, wie Gesundheit, Essen, Wasser, soziale Gleichheit, Bildung, politische Teilhabe, und Zugang zu Gesundheitsleistungen, die jeder einzelnen Person zur Verfügung stehen sollten. Diese soziale Dimension hat ihren Ursprung in den 17 Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen [4]. Wie die obige Abbildung verdeutlicht, liegen derzeitig Defizite in allen 12 Faktoren vor. Beispielsweise beschreibt der Global Nutrition Report von 2017, dass weltweit jeder dritte Mensch fehlernährt ist – darunter fallen 2 Milliarden Menschen, die unter- oder übergewichtig sind oder an einem Mikronährstoffmangel leiden [5].

Die 17 Nachhaltigkeitsziele werden in der nächsten Abbildung (Abb. 2) dargestellt und diese lassen sich gut miteinander verbinden. Die COVID-19 Pandemie und dessen Umgang hat in vielen Ländern jedoch Rückschritte verursacht, sodass diese Ziele durch neue Krisen schwerer erreichbar sind [4].   

Abbildung 2: The Sustainable Development Goals [4]

Der äußere Ring des Doughnuts umfasst neun planetare Faktoren, wie Klimawandel, Luftqualität, Biodiversitätsverlust und Konversionsflächen. Dieser wird auch als sogenannte ökologische Höchstgrenze bezeichnet, da Entscheidungen getroffen werden sollten, die diese planetaren Grenzen nicht überschreiten. Sie entstammen der Forschungsgruppe von Röckstrom et al. (2009), die bestimmte Kontrollvariablen festlegten [1]. Beispielsweise sollte der Biodiversitätsverlust höchstens 10 Millionen Spezies pro Jahr betragen. 2017 lag dieser Wert bei 100-1.000 Millionen pro Jahr – mit steigender Tendenz [1].

Abschließend lässt sich sagen, dass  dieses Modell auf gegenwärtige Ideen zurückgreift und diese kombiniert. Zukünftig sollten beide Dimensionen bei allen Entscheidungen berücksichtigt werden, um einen nachhaltigen sowie effizienten Umgang im Einklang mit der Umwelt, den Tieren und Menschen zu ermöglichen. Als erste bekannte Stadt hat die Regierung von Amsterdam veröffentlicht, dass diese das Doughnut Modell als Reaktion auf die COVID-19 Pandemie einführen möchte [6]. Dabei spielen die Kreislaufwirtschaft, Nachhaltigkeit, keine Lebensmittelverschwendung sowie die Verbesserung der Gesundheit aller BewohnerInnen eine große Rolle.


Quellen:

1. Raworth K. (2017): Doughnut Economics: Seven ways to think like a 21st-century economist. Random House Business. ISBN: 9781847941398 

2. Doughnut Economics Action Lab (DEAL) (2022): About Doughnut Economics. Meet the Doughnut and the concepts at the heart of Doughnut Economics. Online verfügbar unter: https://doughnuteconomics.org/about-doughnut-economics.  [letzter Abruf: 31.07.2022]

3. Raworth K. (2017): Kate Raworth exploring doughnut economics. What on Earth is the Doughnut?… Online verfügbar unter: https://www.kateraworth.com/doughnut/.  [letzter Abruf: 31.07.2022]

4. High-level Political Forum on Sustainable Development (HLPF) (2021): SDGs Report 2021: COVID-19 Led to First Rise in Extreme Poverty in a Generation. SDG Knowledge Hub. Online verfügbar unter: https://sdg.iisd.org/news/sdgs-report-2021-covid-19-lead-to-first-rise-in-extreme-poverty-in-a-generation/ [letzter Abruf: 05.12.2021]

5. Global Nutrition Report (2017): Nourishing the SDGs. Online verfügbar unter: https://humanhealth.iaea.org/HHW/Nutrition/Malnutrition/Seminar_recording_SDGs_2018/Global_Nutrition_Report_2017_VIENNA.pdf.  p. 2ff. [letzter Abruf: 31.07.2022]

6. Doughnut Economics Action Lab (DEAL), Circle Economy, C40, Biomicry 3.8 (2020): The Amsterdam City Doughnut. A tool for transformative action. Online verfügbar unter: https://www.kateraworth.com/wp/wp-content/uploads/2020/04/20200406-AMS-portrait-EN-Single-page-web-420x210mm.pdf. [letzter Abruf: 31.07.2022]