GandHI beim World Health Summit: Ein Rückblick

von Johanna Kröger, Sebastian Kulzer und Matthias Walz

Was ist der World Health Summit?

Der World Health Summit (WHS)  ist eine jährlich stattfindende Konferenz im Bereich der globalen Gesundheit. Die Konferenz zählt zu den größten und wichtigsten internationalen Foren für globale Gesundheitsfragen.  Erstmals fand der WHS im Jahr 2009 unter dem Thema „The Evolution of Medicine“ anlässlich des 300-jährigen Geburtstags der Charité in Berlin statt. Seit 2009 findet dieser jedes Jahr im Oktober in Berlin statt.

Selbsterklärtes Ziel des WHS ist es, eine Austauschplattform zu bieten, um die weltweite Gesundheit durch offene Dialoge und Zusammenarbeit zu verbessern. Dies soll insbesondere durch einen Austausch der Bereiche Wissenschaft, Politik, Privatsektor und Zivilgesellschaft geschehen.

Welche Themen standen im Fokus?

Von Klimawandel bis hin zu Ernährungssicherung: Der WHS versuchte in den drei Tagen ein breites Spektrum an Themen abzudecken. Vor allem folgende Themen standen dabei im Vordergrund: 

Pandemic Preparedness

Nach mehr als zwei Jahren Pandemie stand das Thema Pandemic Preparedness wenig überraschend weit oben auf der Agenda des diesjährigen WHS. Der Fokus lag dabei bei der diesjährigen Veranstaltung jedoch stark auf der staatlichen und inter-staatlichen Bereitschaft im Falle einer Pandemiestatt grundlegenden Präventionsanstrengungen. Zudem standen Datenerhebung und -analyse sowie der Aufbau von pandemischen Frühwarnsystemen im Mittelpunkt der Diskussionen.  

One Health

Bei der Umsetzung des One Health Konzepts wurden deutliche Unterschiede zwischen den einzelnen Panels und den Akteur*innen ersichtlich. Oft wurden Buzzwords wie “systemisch”, “holistisch” und “One Health” von den Panelist*innen benutzt und die Wechselwirkung zwischen den verschiedenen Krisen erkannt. Jedoch ging damit nur selten eine strukturelle und ursachenfokussierte Herangehensweise an die globale Gesundheit einher.  

Polio Pledging Event

4,8 Milliarden Dollar fehlen, um Polio bis 2026 auszurotten, so die Globale Initiative zur Ausrottung von Polio (GPEI). Die Polio-Eradikationskampagne hat in diesem Jahr einige erhebliche Rückschläge erlitten, neben Fällen von sogenannter impfabgeleiteter Polio in New York stiegen die Fallzahlen in den Afghanistan und Pakistan wieder an. Insgesamt konnte  beim diesjährigen Polio Pledging Event des  World Health Summits eine Summe von insgesamt 2,6 Milliarden US Dollar gesammelt werden. 

Deutschland selbst investiert eine Summe von insgesamt 72 Millionen im Kampf gegen Polio. Bundeskanzler Olaf Scholz forderte, dass Polio endlich ins “medizinhistorische Museum gehören würde” (https://www.dw.com/de/neue-stufe-der-globalen-gesundheit/a-63457482).  

Was ist sonst noch passiert?

Klima Proteste während der Eröffnungszeremonie des WHS

„While we’re discussing pressing issues, someone pressed the firealarm” – so kommentierte Olaf Scholz den Klima-Protest, der sich während der Eröffnungszeremonie vor dem Konferenzgebäude zutrug. Demonstrierende der Scientist Rebellion hatten den Feueralarm ausgelöst, um auf das Versagen der deutschen Regierung in Sachen Klimapolitik aufmerksam zu machen. Scientist Rebellion kritisierte, dass das 1.5 °C Ziel mit der derzeitigen Politik nicht eingehalten werden könne, und forderte eine Schuldenbegleichung für Länder des Globalen Südens im Sinne der Klimagerechtigkeit. 

Sexueller Übergriff durch einen WHO-Mitarbeiter

Neben den offiziellen Veranstaltungen bietet der World Health Summit viele Möglichkeiten zu informellen Treffen, beispielsweise bei Abendveranstaltungen mit offener Bar. Viele Teilnehmer:innen nutzen diesen Rahmen zum Netzwerken in lockerer Atmosphäre. Gerade für junge Menschen sind solche Angebote wertvoll, um in einem vertrauten Rahmen mit Mitarbeiter:innen großer Organisationen in Kontakt zu treten und mehr über Karrierewege oder aktuelle Debatten zu erfahren. Leider gibt es immer wieder Menschen, überwiegend Männer, die diese Machtasymmetrien ausnutzen. 

Während des WHS ereignete sich ein solcher Vorfall. Eine Teilnehmerin wurde von einem Mitarbeiter der WHO sexuell belästigt. Mehrere Leute wurden unmittelbar Zeuge des Übergriffs, die betroffene Delegierte setzte noch in der Nacht des Vorfalls einen Tweet ab, in dem sie schilderte, was geschehen ist. Tausende Leute retweeteten und liketen diesen Beitrag. Die erste Reaktion der WHO fiel positiv auf, Gabby Stern, Director of Communications, verurteilte den Vorfall, bot ihre persönliche Hilfe an und teilte eine Adresse zum Anzeigen des Vorfalls bei der WHO. Auch der Generaldirektor Dr. Tedros reagierte (https://twitter.com/DrTedros/status/1582297001126813697). Mittlerweile hat die WHO den zuständigen Mitarbeiter suspendiert

Im vergangenen Jahr wurde bekannt, dass nationale und internationale Mitarbeiter der WHO während der Ebola-Krise in der Demokratischen Republik Kongo Jobs gegen Sex vergeben hatten und mehrere Frauen von WHO-Mitarbeitern vergewaltigt wurden. Dr. Tedros kündigte nach dem Bekanntwerden grundlegende strukturelle und kulturelle Reformen an, seitdem ist die Anzahl an Meldungen sexueller Übergriffe gestiegen.

 Es bleibt abzuwarten, wie die WHO in diesem aktuellen Fall weiter vorgeht und die “zero tolerance policy” auch wirklich umsetzt.

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