Health in all policies

Global Health versucht seit langer Zeit Aufmerksamkeit auf die Bedeutung und Wichtigkeit sozialer, ökonomischer und kultureller Aspekte, sowie wie die weltweite Vernetzung  von Gesundheit zu lenken. Zusammengefasst unter dem „Health in all policies“ – Ansatz wird deutlich, wieso die gesundheitliche Komponente in jeder politischen und wirtschaftlichen Entscheidung vertreten sein muss. Gesundheit kostet nicht nur – Gesundheit kann auch sehr ertragreich sein. Beispielsweise wird derzeit geschätzt, dass die Investition von 1USD in Immunisierung direkt zu 16USD Ertrag (durch weniger Gesundheitskosten und erhöhte Produktivität) führt und langfristig ein Plus von 44USD einbringen kann(1).

Obwohl die Relevanz von Investitionen in die Gesundheit  nichts Neues ist, wuchs die Bedeutung von Global Health in den letzten Jahren nur unzureichend. Das könnte sich nun ändern – die Pandemie lädt zum Umdenken ein, aber bringt auch neue Herausforderungen mit sich.

Zusammenarbeiten, zusammenhalten, zusammenstehen…alles leichter gesagt, als getan. Internationale Initiativen, Bündnisse und Organisationen, oft unter dem Begriff Global Policy zusammengefasst, stehen seit jeher unter der Kritik der Ineffizienz. Global Health, wie der Name schon sagt, beruht auf internationaler Zusammenarbeit. Oft wird der Eindruck erweckt, internationale Institutionen würden ihrer Aufgabe nicht nachkommen und vermeintliches Fehlverhalten einzelner Akteur*innen unkommentiert geschehen lassen. .Dabei wird jedoch unterschlagen, dass der Begriff „international“ ja keine zwischen den Staaten liegende Entität beschreibt, sondern einen Zusammenschluss eben dieser darstellt und die vermeintliche Schuld damit bei den Klägern selbst zu suchen ist.   

In dieser Welt der globalen Ordnungspolitik – Global Governance war Global Health schon lange dynamischer, innovativer und widerstandsfähiger als so manch anderer Zweig. Wird die Pandemie daher eher zu einer Stärkung oder Schwächung von Global Health führen?

Ilona Kickbusch und Dario Piselli argumentieren, dass Krisen schon des Öfteren der Anstoß für anpassungsfähige und innovative Lösungsansätze waren. Global Health hat dadurch in den letzten Jahren in Regierungskreisen an Bedeutung gewonnen. So ist Gesundheit seit 2017 ein fester Punkt auf der Agenda der G7 und G20 Meetings. 2017 wurde CEPI (Coalition for Epidemic Prepardeness Innovations) ins Leben gerufen, welche sich schnell zum führenden globalen Instrument für die Finanzierung und Koordinierung von neuen Impfstoffen entwickelt hat. Als jüngstes Beispiel, ist die Bedeutung des Secretary General der WHO zu erwähnen, welche im Zuge der Pandemie an Bedeutung gewonnen hat. Tedros Adhanom Ghebreyesus steht zur Zeit in regelmäßigem persönlichen (virtuellen) Kontakt mit vielen Regierungsvorständen.

Die WHO ist ein zentraler Faktor, deren Zukunft maßgeblich die Zukunft von Global Health mitbestimmen wird. Obwohl oft kritisiert, scheint es, als könnte sie gerade wegen der teils sehr überzogenen Vorwürfe, wie erst kürzlich von den USA, und der daraus resultierenden Geschlossenheit vieler anderer Staaten (u.a. europäischer und afrikanischer) gestärkt aus der Krise hervorgehen.

Um diese Stärke zu erreichen, müsste sich aber einiges ändern. Die WHO braucht:

–       eine vernünftige Finanzierung durch die Mitgliedsstaaten (zur Zeit entspricht das Budget der WHO ungefähr dem eines mittelgroßen Universitätsbudget)

–       Unparteilichkeit in jeglicher Hinsicht (normalerweise verhandeln die Gesundheitsminister*innen sämtlicher Länder in der WHO, doch schalten sich immer öfter die Außenministerien in die Diskussion ein)

–       eine Möglichkeit beschlossene Paragraphen nicht nur bindend zu unterzeichnen, sondern Länder für eine fehlende Umsetzung dieser auch zur Verantwortung zu ziehen

Als Sündenbock und Instrument der Geopolitik benutzt zu werden, wie momentan zwischen den USA und China, ist für die WHO nichts Neues. Mit dem Willen von genügend Staaten könnte dies aber mehr und mehr der Vergangenheit angehören, wenn sie jetzt die richtige politische Entscheidung treffen und die WHO als Folge der Pandemie stärken anstatt zu schwächen.

Dieselben Kräfte, die in der Krise für mehr Widerstandskraft und Innovation sorgen, können aber auch negative Auswirkungen haben. Hierdurch kann  sich Gesundheitspolitik zu einem Nährboden für Nationalismus, Rassismus, Isolationismus und Xenophobie entwickeln. Gesundheit ist eine politische Entscheidung, das wird immer wieder betont. Das bedeutet aber auch, dass für einen Großteil der Entscheidungen in der Gesundheitspolitik diverse Akteure miteinbezogen werden müssen. Es braucht also den Rückhalt von Regierungsführer*innen, sowie weiteren High-Level-Politiker*innen. Wie uns diese Pandemie wieder bestätigt, trifft das vor allem für den Finanzsektor zu. Außerdem unterstreicht es die Bedeutung des Konzepts „Health in All Policies“.

Mehr Global Health in Global Governance also von nun an – die Geschichte wird die Kühnheit der Hoffnungsvollen belohnen. Was die Zukunft auch bringen mag, wir werden euch davon berichten!


Mehr zum Thema:

–       Ilona Kickbusch und Dario Piselli zum Thema „Global Health Governance in the Age of COVID-19” – hier

–       Health in all Policies – Training Manual der WHO: hier

–       Zur Geschichte und Zukunft der WHO – hier

–       Über Global Health Governance vor der Krise – hier

–       Health: A Political Choice – hier