“We have lived our lives by the assumption that what was good for us would be good for the world. We have been wrong. We must change our lives so that it will be possible to live by the contrary assumption, what is good for the world will be good for us. And that requires that we make the effort to know the world and learn what is good for it.”
Wendell Berry, From The Long-Legged House (1969)
Planetare Gesundheit – was steckt dahinter?
Planetare Gesundheit – den Begriff habt ihr vielleicht in letzter Zeit schon öfter gehört. Konkret bezeichnet er den Zusammenhang zwischen der menschlichen Gesundheit und den politischen, ökonomischen und sozialen Systemen, sowie den natürlichen Systemen unseres Planeten. (1) Planetare Gesundheit ist ein ziemlich neues Konzept und wurde 2014 erstmals beschrieben. Aufgrund der enormen Dimensionen menschlichen Handelns sprechen Experten von der Anthropozän als neue geochronologische Epoche (altgriechisch anthropos = “Mensch” und “neu”). Hierbei wird der Mensch als zentraler Einfussfaktor auf unsere Erde betrachtet, weshalb dieser auch verantwortlich für die Zukunft des Planeten ist. Der AnthropozänBegriff wurde erstmals vor 20 Jahren von Chemie-Nobelpreisträger Paul J. Crutzen in einem Nature Artikel beschrieben. (2)
Die Geschichte
Viele der zentralen Konzepte der planetaren Gesundheit sind schon lange präsent in anderen Feldern wie Öffentliche Gesundheit, OneHealth, Umwelt- oder Sozialmedizin. Planetary Health gibt all diesen Konzepten einen festen Zusammenhang. (3) In seinem 2014 erschienen Artikel “From Public Health to Planetary Health: A manifesto” beschreibt Richard Horton, editor-in-chief des Journals The Lancet, das erste Mal ausführlich das Konzept der planetaren Gesundheit. Zusammen mit der Rockefeller Foundation publizierte der The Lancet 2015 nach einem Jahr intensiver Arbeit den ersten
Lancet Commission on Planetary Health Report: Safeguarding human health in the Anthropocene epoch (3). Daraufhin wurde sowohl die Planetary Health Alliance, als auch die Fachzeitschrift Lancet Planetary Health gegründet. (4)
Die Idee
Gemessen an vielen verschiedenen Aspekten ist die Gesundheit der Menschen auf einem globalen Level heute besser als jemals zuvor. Die Lebenserwartung ist weltweit über Jahrzehnte hinweg stetig gestiegen, Kindersterblichkeit und Armut stetig gesunken. (5) Zudem sind die Gesundheitssysteme und die öffentliche Gesundheit gewachsen und haben sich weiterentwickelt. Neue Technologien, Medikamente und Impfungen sind aus dem Boden gesprossen und haben die Menschheit weitergebracht und gesünder gemacht. Dieser menschliche Fortschritt wurde unterstützt von den Ressourcen der natürlichen Umwelt und dem über Jahrhunderte hinweg gleichbleibendem Klima. (5) Die wachsende
Bevölkerung brachte eine wachsende Landwirtschaft mit sich, die für eine bessere Lebensmittelversorgung sorgte. Der Anteil an unterernährten Menschen in Schwellenländer hat sich beispielsweise von 1990 bis 2015 beinahe halbiert. (6)
Dieser Fortschritt hat allerdings einen hohen Preis, schlussfolgert der Lancet Report: die Zerstörung der natürlichen Umwelt in einem nie dagewesenen Ausmaß. (5)
Lange Zeit ging das auch gut, denn die Natur verfügt über sogenannte Puffer-Systeme, die bestimmte Effekte ausgleichen können. Ein Beispiel hierfür ist sind die Weltmeere, die Wärmeenergie aufnehmen und speichern und somit helfen, dass das Klima an Land für uns erträglich bleibt. (7) Aber jedes System hat seine Grenzen und nach langanhaltender stetiger Belastung könnten bald “tipping points” erreicht werden: Punkte, an denen sich
bestimmte Vorgänge verselbstständigen und unumkehrbar werden. (8) Am Beispiel der Meere: wärmer werdende Meere schmelzen einen Teil der Eiskappen. Dieses Eis könnte sich wieder aufbauen, würden die Meere wieder abkühlen. Sobald jedoch ein bestimmter
Anteil der Eiskappen geschmolzen ist, kann sich das Eis nicht wieder aufbauen auch wenn sich die Meere nicht weiter erwärmen würden. Wenn diese “tipping points” überschritten
werden, kann sich das Klima rasant ändern und somit die Lebensbedingungen für Menschen auf unserem Planeten Erde schnell verschlechtern. (8)
Unsere Erfolge als Menschheit beruhen auf den funktionierenden Ökosystemen und den Ressourcen die unser Planet uns zur Verfügung stellt. Sollten diese nicht mehr vorhanden sein, wirkt sich das auch negativ auf unsere Gesundheit und vor allem die der kommenden Generationen aus.
Bei Planetarer Gesundheit geht es also darum, wie wir mit unserem Einsatz die “Gesundheit” des Planeten erhalten können und damit unsere eigene Gesundheit fördern können. Dies umfasst Bereiche von Lebensmittelversorgung und Landwirtschaft, über
Wasserversorgung und Biodiversität bis hin zu Stadtgestaltung und Energieversorgung.
Wie ihr seht, ist dies ein sehr breites Feld, welches man unmöglich in einem Newsletter behandeln könnte. Deshalb möchten wir mit euch in den nächsten beiden Newslettern
jeweils einen Teil dieses spannenden neuen Themenkomplexes beleuchten und aufzeigen, wie genau der Planet und seine Veränderung sich auf unsere Gesundheit auswirken!
Quellen:
(1) https://planetary-health-academy.de/about/
(2) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4839413/
(3) https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC6108860/
(4) https://www.aerzteblatt.de/archiv/201358/Planetary-Health-Ein-umfassendes-Gesundheitskonzept
(5) https://www.thelancet.com/journals/lancet/article/PIIS0140-6736(15)60901-1/fulltext#seccestitle10
(6) https://www.un.org/millenniumgoals/2015_MDG_Report/pdf/MDG%202015%20rev%20(July%201).pdf
(7) https://www.epa.gov/sites/production/files/2016-08/documents/print_ocean-heat-2016.pdf
(8) https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/publikation/long/3283.pdf