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MARTINA MERTEN

Fachjournalistin, Beraterin für globale Gesundheitsfragen, Dozentin im Bereich Global Health

Auslandsaufenthalte: China, Philippinen, Vietnam, Thailand, Indien, Pakistan, USA, Rumänien, Bulgarien, Nigeria und viele weitere

Wie würden Sie sich in drei Worten beschreiben?

Frau Merten: Neugierig, interessiert an fremden Kulturen und sehr offen. Und eine vierte Eigenschaft darf hier nicht fehlen: Ich bin sehr kritisch.

 

Was haben Sie sich als Student*in vorgestellt, was Sie später machen werden/ wie Sie später arbeiten werden? 

Frau Merten: In Teilen habe ich mir genau das vorgestellt, was ich jetzt mache. Mein Wunsch war von klein auf, als Journalistin zu arbeiten. Der Fachbezug war mir allerdings noch nicht klar. Auch hätte ich vor 15 Jahren nicht gedacht, dass ich einmal in der Lehre landen sollte. Entwicklungspolitisches Interesse weckte ein sechsmonatiger Aufenthalt während des Studiums auf den Philippinen.

 

Wie sind Sie in den Gesundheitsbereich gekommen?

Frau Merten: Sozialpolitische Fragen haben mich während des Studiums besonders angesprochen. Ein Praktikum beim Deutschen Ärzteblatt in der Politikredaktion vermittelte dann Details der deutschen Gesundheits- und Sozialpolitik. Im Anschluss bin ich dann endgültig in die Gesundheitspolitik gerutscht und im Laufe der Jahre dann in die globale Gesundheitspolitik.

 

Wie lässt sich Ihre aktuelle Tätigkeit beschreiben? Welche Aufgaben haben Sie?

Frau Merten: Aktuell bin ich überwiegend in der Beratung tätig, also im Entwicklungspolitischen Bereich z.B. für die Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ) und prüfe als Gutachterin Covid-19 Anträge. 

Zum anderen beschäftige ich mich mit Innovationen rund um Covid-19 in Zentralasien, die ich im Rahmen eines mehrjährigen Projekts der Asiatischen Entwicklungsbank begutachte und recherchiere..

Nebenbei arbeite ich natürlich weiterhin in der Lehre, derzeit an drei Universitäten.

Meine journalistische Tätigkeit ist gerade auf Eis gelegt, da Aufenthalte im Ausland derzeit nicht möglich sind. 

Vor ungefähr 15 Jahren habe ich angefangen, neugierig auf ausländische Gesundheitssysteme zu werden. Ich bin dann durch mehr als 10 Länder gereist und habe mir die Gesundheitssysteme näher angeschaut. Seitdem bin ich 1 bis 4 mal im Jahr Wochen bis Monate in verschiedenen Ländern und habe verschiedene Global Health Themen analysiert.

 

Haben Sie ein Projekt, was Ihnen ganz besonders nahe gegangen ist?

Frau Merten: Viele Themen gehen mir sehr nahe. Besonders berührt hat mich zuletzt eine Recherche zum Thema „aging populations“. Während dieses Projekts bin ich unter anderem mit einem Pfarrer durch Tamil Nadu gereist. Dieser Pfarrer hat alte, kranke und obdachlose Menschen, darunter auch sterbende, an Straßenrändern aufgesammelt und sich um sie gekümmert.. Was sich mir da geboten hat, ist sehr nahe gegangen.

 

Was schätzen Sie am meisten an Ihrer Arbeit? Worauf könnten Sie verzichten?

Frau Merten: Bei meiner journalistischen Tätigkeit  schätze ich die Unvoreingenommenheit. Ich kann während der Arbeit selbst entscheiden, mit wem ich spreche, wo ich diese Gespräche führen möchte und was ich daraus mache. Kritisch sehe ich allerdings, dass manche Verlagshäuser eine bestimmte Geschichte schon im Kopf haben, die sie lesen wollen. Was wirklich vor Ort passiert, wollen sie nicht immer hören.

In der Lehre sind die Vorgaben zum Teil starr; der Praxisbezug kommt bisweilen  zu kurz. Der dritte Doktortitel ist manchen dann doch wichtiger als Studierenden wirklich die Materie zu vermitteln.

 

Welchen Stellenwert sollte Globale Gesundheit in der Ausbildung angehender Mediziner*innen einnehmen? Welche Bedeutung schreiben Sie dem Thema auch in Zukunft zu?

Frau Merten: Gerade jüngere Studierende haben sich meist noch wenig mit globaler Gesundheit auseinandergesetzt. Mit Ausnahme einiger ist das Wissen von anderen Systemstrukturen recht gering.

Dies sollte sich ändern – auch das hat die Pandemie gezeigt. Global Health sollte ein Kernbestandteil des Medizinstudiums werden. 

 

Welche Herausforderungen mussten Sie sich in Ihrem beruflichen oder persönlichen Leben stellen? Wie haben sie diese überwunden? 

Frau Merten: Da könnte ich stundenlang erzählen! Die Vereinbarkeit meines Berufes mit einem Familienleben ist eher  gering. Der Auslandsjournalismus findet nun einmal im Ausland statt, die Tage sind lang, die Vorbereitungen kosten Zeit. Auch  die entwicklungspolitische Beratung hält sich nicht immer an 17 Uhr Zeitgrenzen. Ab einem gewissen Alter sind es doch meist Männer, die ich vor Ort treffen. Oder überwiegend Männer.

Die Lehre halte ich für weitaus besser vereinbar mit Familie, dort herrscht größere Flexibilität für Frauen. Obwohl man auch da sagen muss, umso weiter man nach oben geht, desto dünner wird die Luft. 

 

Welche Eigenschaft schätzen Sie an sich am meisten?

Frau Merten: Das Interesse an Themen lässt nie nach. Die Neugierde an Neuem überwiegt immer. Am Ende der Recherchen, meist sehr erschöpft, plane ich im Geiste bereits die nächste Reise .

 

Wenn Sie zurückblicken, gibt es etwas, was Sie anders gemacht hätten?

Frau Merten: Eigentlich nicht. Ich hätte mir bloß öfter gewünscht, dass es leichter gewesen wäre. Der Weg war immer steinig. Müde werden, das konnte ich mir nicht erlauben. In dem Moment, in dem die Sehnsucht nach sozialer Sicherheit überwogen hätte, hätte ich meinen Weg abbrechen müssen

 

Wenn man Ihnen ein bezahltes freies Jahr schenken würde, was würden Sie tun?

Frau Merten: Darauf hoffe ich immer noch! Dann würde ich reisen!

 

Welche Ratschläge haben Sie für Studierende, die sich in diesem Bereich engagieren möchten?

Frau Merten: Wenn man wirklich im globalen Feld tätig sein möchte, sollte man gerne im Ausland arbeiten. Man kann diese Tätigkeit nicht vom Schreibtisch aus machen. Bei den meisten Stellen gibt es viele Wechsel, weniger Sicherheit und es ist sicherlich ein etwas aufreibenderes Leben. Von daher der Ratschlag: Man sollte sich gut überlegen, ob man für diesen Bereich brennt.  


Martina_Merten_Kurzbiographie 2021

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